Endovenöse Therapie - Spezialist finden und Informationen

Bei krankhaft erweiterten oberflächlichen Beinvenen (Krampfadern) können unterschiedliche Therapieverfahren angewendet werden. Neben der seit 1907 gängigen und somit auch als „althergebracht“ bezeichneten operativen Entfernung (Stripping) sind seit 1990 auch sogenannte endovenöse (minimal–invasive) Verfahren verfügbar. Bei den endovenösen Verfahren wird die Vene nicht entfernt, sondern von Innen verödet beziehungsweise durch unterschiedliche Methoden verschlossen.

Erfahren Sie hier mehr über die endovenöse Therapie und finden Sie ausgewählte Spezialisten.

Empfohlene Spezialisten für Endovenöse Therapie

Artikelübersicht

Endovenöse Therapie - Weitere Informationen

Was ist das Prinzip der endovenösen bzw. endoluminalen Krampfader-Behandlung?

Ganz allgemein ist das Prinzip der Krampfader-Behandlung, dass der erweiterte Venenabschnitt (die Krampfader) entfernt beziehungsweise nicht mehr durchflossen wird. Hierdurch wird letztlich der verstärkte Rückfluss von Blut in der Krampfader und die Blutstauung im Bein verhindert. Beim Stripping wird die erkrankte Vene entfernt, bei den minimalinvasiven (endovenösen) Verfahren wird die Krampfader von innen mit Hitze (Radiofrequenz, Laser) oder Verödungsmitteln (Flüssigkeiten oder Schaum) verklebt.

Was sind die wichtigsten endovenösen Verfahren?

Zu den wichtigsten endovenösen Verfahren gehören die:

  1. Verödung (Flüssig- und Schaumverödung) 
  2. Radiofrequenztherapie (RFA = Radiofrequenzablation)
  3. Lasertherapie (EVLT= endovenöse Lasertherapie)
  4. Mechano-chemische Ablation (MOCA)

Die einzelnen Verfahren der endovenösen Therapie

Was passiert bei der Verödung von Kampfadern?

Bei der Verödungstherapie wird ein alkoholhaltiges Verödungsmittel (Polidocanol; Sclerovein®, Aethoxysklerol®) in flüssiger oder aufgeschäumte Form in die Vene gespritzt. Dieses Vorgehen wird insbesondere bei der sogenannten Besenreiservarikosis bevorzugt angewendet. Bei den größeren Venen ist es nur in Ausnahmefällen indiziert. Durch das Verödungsmittel wird die Vene von innen verödet, verklebt und bildet schließlich nach wenigen Tagen bis Wochen einen Narbenstrang.

Die Verödung kann ohne Narkose erfolgen. Sie dauert wenige Minuten bis zu einer halben Stunde. Anschließend kann der Patient wieder nach Hause gehen. Bei der Verödung größerer Venen schließt sich eine Therapie mit medizinischen Kompressionstrümpfen an, welche für 2-4 Wochen getragen werden sollten. Bei der Behandlung von Besenreisern ist eine Kompressionstherapie nicht indiziert, es sei denn die Strümpfe wurden bereits im Vorfeld regelmäßig ge- und gut vertragen.

Wie wird die Radiofrequenztherapie durchgeführt?

Bei der Radiofrequenztherapie kommen Radiowellen zum Einsatz, die die krankhafte Vene durch die entstehende Hitze schädigen sollen. Hierzu wird die Vene unterhalb vom Knie punktiert (angestochen), anschließend wird eine Sonde in der betroffenen Vene platziert. Diese bringt die Radiowellen-Energie zur Venenwand. Die Radiowellen erhitzen die Venenwand auf bis zu 120° Celsius und zerstören hiermit Proteine der Veneninnenwand. Dies führt zu einer Schwellung der Zellwand, anschließend verkleben die Wände miteinander und die Vene wird hiermit verschlossen. 

Die Radiofrequenztherapie kann ebenfalls ambulant und ohne Vollnarkose durchgeführt werden. Allerdings muss in den gesamten Verlauf der Vene Flüssigkeit mit Lokalanästhetika (sogenannte Tumeszenzlösung) infiltriert werden, um die Schmerzen bei der Behandlung und im Anschluss so gering wie möglich zu halten. Zudem bewirkt die Flüssigkeit, dass der Abstand der Vene von der Haut vergrößert wird und somit das Risiko von Verbrennungen an der Hautoberfläche so gering wie möglich gehalten werden kann. 

Eine Kompressionstherapie wird je nach Ausprägung des Befundes und Größe der Krampfadern für 2-4 Wochen empfohlen, ist allerdings in vielen Fällen nicht zwingend notwendig. Eine Kontrolluntersuchung folgt je nach Empfehlung des behandelnden Arztes.

Wie wird die Lasertherapie durchgeführt?

Auch bei der endovenösen Lasertherapie (EVLT) erfolgt zunächst eine kleine Punktion der Vene am innenseitigen Unterschenkel knapp unterhalb des Kniegelenks. Darüber wird ein Venenlaser in die Krampfader eingeführt und bis knapp unterhalb der Leiste vorgeschoben. Dann wird die Lasersonde erhitzt und langsam sowie schrittweise zurückgezogen. Hierdurch wird die Vene auf gesamter Länge am Oberschenkel bis knapp unterhalb des Kniegelenks von innen erhitzt und verklebt. Durch die anschließende Vernarbung verschließt sich die Vene, sodass der Rückfluss des Blutes nach wenigen Tagen verhindert wird. Einige Monate nach der Behandlung baut der Körper die verschlossene Vene ab oder wandelt sie in Bindegewebe um.

Auch die Lasertherapie kann ohne Vollnarkose durchgeführt werden. Allerdings ist auch hier das Einspritzen von Flüssigkeit um die Vene (Tumeszenzlösung = Kochsalzlösung mit Lokalanästhetikum) notwendig.

Die Lasertherapie mit ebenfalls ambulant durchgeführt, nach der Behandlung kann der Patient nach Hause gehen. Um Schmerzen möglichst gering zu halten und den Verschluss der Vene zu beschleunigen, wird das Tragen von Kompressionsstrümpfe für circa 2-4 Wochen empfohlen. Nähere Details und Empfehlungen kann der behandelnde Arzt geben.

Was passiert bei der mechano-chemischen Ablation (MOCA)?

Bei der mechano-chemischen Ablation wird die Vene ebenfalls angestochen, eine Sonde eingeführt sowie nach oben geschoben. Das Besondere bei diesem Verfahren ist allerdings, dass die eingeführte Sonde an ihrer Spitze gebogen ist und sich mit bis zu 3500 Umdrehungen pro Minute drehen kann. Hierdurch wird die Venenwand von innen verletzt. Anschließend wird ein Verödungschaum oder Kleber eingespritzt und die Sonde zurückgezogen. Die Vene wird so schrittweise von oben nach unten zunächst von innen mechanisch verletzt und dann durch den eingespritzten Schaum verschlossen. Der Verschluss der Vene erfolgt allerdings nicht durch Hitze, sondern mechanisch und chemisch.

Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass außer der örtlichen Betäubung an der Stelle, an der die Vene angestochen wird, keine weitere Betäubung notwendig ist. Die Tumeszenzlösung, welche bei den Hitzeanwendungen immer notwendig ist, muss nicht infiltriert werden.

Sind die endovenösen Verfahren wirklich besser als das Stripping?

Die endovenösen Verfahren bieten gegenüber dem klassischen Venenstripping mehrere Vorteile. Zum einen kann die Behandlung ambulant in der Praxis des behandelnden Arztes durchgeführt werden. Es ist kein Klinikaufenthalt nötig. Die Patienten sind nach dem Eingriff nur kurz oder überhaupt nicht arbeitsunfähig. An dieser Stelle sei allerdings erwähnt, dass mittlerweile auch das operative Stripping in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ambulant durchgeführt wird, weshalb sich dieser Vorteil zunehmend relativiert.

Zum anderen reicht zur Betäubung aufgrund der Minimalinvasivität eine Lokalanästhesie aus. Bei der klassischen Stripping-OP ist hingegen meist eine Teil- und in einigen Fällen auch eine Vollnarkose erforderlich. Eine Narkose birgt teilweise Risiken wie Herz-Kreislauf- oder Beatmungsprobleme. Bei einem lokalanästhetischen Eingriff treten diese Komplikationen in der Regel nicht auf.

Im Vergleich zur Stripping-OP ist zudem die Behandlungsdauer kürzer. Ferner berichten die Patienten nach einem endovenösen Eingriff seltener über Schmerzen als operierte Venenpatienten. 

Das Tragen von Kompressionsstrümpfen wird bei beiden Verfahren empfohlen, um Schmerzen zu reduzieren, die Ergebnisse zu verbessern und den Verschluss der Venen insbesondere bei den endovenösen Verfahren zu beschleunigen.

Allerdings muss immer bedacht werden, dass bei den endovenösen Verfahren durchaus Verbrennungen der Haut auftreten können, die sehr schmerzhaft sind. Außerdem werden auch dauerhafte Hautverfärbungen im Verlauf der behandelnden Vene berichtet, die oft als kosmetisch störend empfunden werden. 

Desweiteren wird in manchen Studien berichtet, dass das erneute Auftreten von Krampfadern (Rezidiv), insbesondere im Bereich der Leiste, bei den endovenösen Verfahren zum Teil höher ist als bei den chirurgischen Methoden mit Hautschnitt. Insbesondere bei mehrfachen Eingriffen ist dies zu bedenken und bei der Auswahl der Therapieverfahren zu berücksichtigen.

Quellen

https://doi.org/10.1007/s00772-022-00883-4
S2k-Leitlinie 037-018, Diagnostik und Therapie der Varikose
Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print